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Die Behandlung (allgemeine Infos)

Find the Health

Die Gesundheit in der Patient:in und in der Läsion/Dysfunktion zu finden, ist eines der osteopathischen Gebote seit der ersten Stunde. Das Problem, die Störung, die Blockierung zu finden sei keine Kunst, sagten schon die osteopathischen Gründerväter. 

Die Ressource zu finden, aus der heraus eine Patient:in Kraft für Genesung schöpfen kann, das sei die große Kunst und Herausforderung während jeder osteopathischen Behandlung. 

Selbstheilungskräfte

Wir sprechen von der Wirkung der „Selbstheilungskräfte“, und sie dürfen in keiner osteopathischen Grundsatzerklärung fehlen.

Zur Heilung führt bei diesen Behandlungen nicht das, was ich als Therapeutin plane und tue, sondern die Anerkennung und das Zulassen der Reaktionen aus den Tiefen des Gewebes. Das ist immer ein simultaner Vorgang, und auch immer original und einzigartig. Auf diesen einen Moment abgestimmt. Dieser Moment ist nicht wiederholbar, was der Körper in diesem Moment „erledigt“ hat, wird, meiner Erfahrung nach, nie wieder auf die gleiche Art und Weise wiederholt werden.

Das nächste Mal, die nächste Behandlung, läuft anders ab. Themen könne sich sehr wohl wiederholen, öfters zeigen, aber wie die Antwort der Selbstheilungskraft aussieht, das variiert. 

With thinking fingers, listening

Für den „Dialog mit dem Gewebe“, auf den wir uns bei der osteopathischen Behandlung einlassen, genügen unsere Hände, die darauf trainiert sind, wahrzunehmen und zu spüren. Unsere osteopathischen Gründerväter nannten das Arbeit „with thinking fingers“, oder „Listening“.

Diese Art von Listening, von geduldigem Warten, von Stille wahrnehmen und therapeutisch wirken lassen, braucht jahrelanges Training.

Geduld

Um diese Art von osteopathischer Behandlung zu verstehen, ist es auch wichtig, von Geduld zu sprechen: Geduld von beiden Seiten, der Patient:in und der Therapeut:in. 

Es braucht manchmal seine Zeit, bis die Selbstheilungskraft in uns sich ausdrückt, sich zeigt. Bis die uns innewohnende Körperintelligenz die adequaten Reaktionen in Gang setzt, damit etwas heilen kann. Bis eine Patient:in spürt, dass Symptome abklingen, dass etwas sich beruhigt, entspannt. Eventuell müssen auch Reaktionen ausgehalten werden, durch die es durchzugehen gilt. 

Und andererseits braucht es auch Geduld von Seiten der Therapeut:in, um auf die Reaktionen aus der Tiefe des Patienten-Gewebes zu warten, und nicht „von außen“ manipulativ einzuwirken. Bei dieser Art von Behandlung werden Blockaden nicht von außen „aufgebrochen“, deblockiert, sondern es wird gewartet, bis diese Korrekturkräfte aus dem Körper heraus von selbst kommen. 

Anatomie

Der Ausgangspunkt und die Grundlage meiner Arbeit ist die Anatomie.

Anatomie ist das beständige Bezugsystem während meiner Behandlungen. Anatomie und Embryologie üben die größte Faszination auf mich aus. Immer wieder und immer wieder auf’s Neue. Anatomie lässt sich für mich nicht mehr aus dem therapeutischen Setting wegdenken.  

Mit intensivem Anatomie-Unterricht hat es in der Physiotherapie begonnen, mit Anatomie ging es immer wieder in der langjährigen Osteopathie-Ausbildung weiter, und mit der Entstehungsgeschichte der Anatomie (=Embryologie) ging es dann besonders in der Biodynamischen Osteoptahie und der Midline-Osteopathie weiter.

Bei der Kinder Behandlung ist die embryologische Zeit noch ganz nahe, die Entwicklungsgeschichte noch ganz präsent. Deshalb geht die Behandlung von Babys und Kindern sehr oft sehr rasch: die Erinnerung an diese Ur-Gesundheit ist noch ganz frisch.

Fulcrum

Bei der Befundung und Behandlung tauchen oft Fulcren auf, wie wir das in der Osteopathie nennen.

Das sind Bezugspunkte oder Stützpunkte, von denen aus sich ein Läsionsmuster (Spannungsmuster) ausbreitet. Wird dieses Fulcrum „adressiert“, angesprochen, anerkannt, kann sich eine ganze Reaktionskette, die für Schmerzen oder Probleme verantwortlich war, lösen. Solche Fulcren könne präzise anatomische Positionen sein: zum Beispiel Bandscheiben-Vorwölbungen zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel mit Irritationen der dort befindlichen Nervenwurzeln, ein Fulcrum kann aber auch ein Zahnherd sein, oder die Leber, oder ein Knie-Meniscus, oder die Hypophyse (wichtigste hormonelle Drüse im Gehirn). 

Mehr als 3 Dimensionen: Zeit und Raum

Neben anatomischen Fulcren kann es aber auch andere Fulcren geben.

Hier kommt die Dimension der Zeit hinzu. Bei der Biodynamischen- und Midline Osteopathie und bei der Kinderosteopathie berücksichtigen wir auch noch eine 4. Dimension: die Zeit.

Neben einem anatomischen 3-dimensionalem Raum, in dem wir uns therapeutisch bewegen, können auch Fulcren aus der Vergangenheit eine Rolle spielen. Ein Unfall, ein Trauma (physisch oder psychisch) aus längst vergangenen Zeiten, Schockerlebnisse, die Geburt, Erfahrungen aus der Embryonalzeit, … all das kann im Zellgedächtnis gespeichert sein und lange Zeit abgekapselt existieren. Das kann Energie binden (die wir eigentlich besser für etwas Anderes bräuchten) und eventuell, in bestimmten Lebensmomenten, zu Störungen führen. 

Auch die räumliche Dimension bei dieser Art von Behandlung kann sich erweitern. Mitunter gibt es auch Fulcren außerhalb des Körpers. Hier spielt zum Beispiel das psycho-soziale Umfeld eines Menschen eine Rolle. Dazu gehören zum Beispiel auch die momentanen Lebensumstände, Wohnorte, Jobsituationen, … Verschiedene Kräfte können hier von außen einwirken.

Anerkennung

Durch Anerkennung solcher Fulcren kann oft der erste große Schritt zu einer tiefgehenden Heilung stattfinden.

Die Anerkennung kann verbal stattfinden, Patient:innen erzählen häufig spontan etwas, was während einer Behandlung auftaucht, oder manchmal kommen Erinnerungen nach den Behandlungen, zu Hause, manchmal auch in Form von Träumen.

Oft sind das ganz lange zurückliegende Ereignisse, die schon vergessen waren. Als Beispiel möchte ich hier das Coccygis (Steißbein) nennen. Ein Griff unter das Kreuzbein/Steißbein sagt mir sofort, ob hier irgendwann eine Traumatisierung stattgefunden hat. Bei Nachfrage wird mir oft gesagt, da war nichts, es wäre nichts erinnerlich. Ich spüre aber etwas.

Bei der nächsten oder übernächsten Behandlung erzählt die Patient:in mir dann von einem lang zurückliegenden Sturz. Da das Steißbein für die Midline-Osteopathie von immenser Bedeutung ist, werde ich dieses vielleicht schon vergessene, alte Trauma trotzdem behandeln. Diese Anerkennung kann aber auch völlig non-verbal stattfinden.

Liquor cerebrospinalis – Gehirnflüssigkeit

Ein wichtiger Informationsträger ist der Liquor cerebrospinalis.

Die Art und Weise wie die Gehirnflüssigkeit strömt (mit welcher Kraft und Intensität und welchem Ryhthmus), ist ein wichtiger Hinweis in der Cranio-Sacral Therapie, sowie der Biodynamischen Osteopathie und Midline-Osteopathie. Diese Flüssigkeitsbewegung kann für diagnostische und therapeutische Zwecke genutzt werden.

Eingebettet in diese Flüssigkeit ist unser Nervensystem: Das Gehirn, das Rückenmark und alle abgehenden Nerven. Deshalb ist es mit dieser Art von Behandlung möglich, auf das neurologische System einzuwirken.

Die Midline Behandlung

Seit vielen Jahren erforsche ich die Midline als osteopathisches Behandlungsprinzip.

Sie hat mich in ihren Bann gezogen und nie wieder losgelassen. Sie ist mein wichtigstes „Arbeits-tool“ geworden. Mittlerweile ist jede Behandlung bei mir eine „Midline-Behandlung“.

Die Midline bietet Orientierung, sie schafft Ordnungen, sie triggert alles um sie herum, um ein gutes Leben in diesem Körper zu ermöglichen, sie wirkt von der einzelnen Zelle bis zu den Weiten des Universums, sie ermöglicht Sein und Werden, Inkarnation, Gestaltwerdung und Formgebung. 

Es gibt die ganz große Midline, die über große Räume und Ozeane hinweg wirkt, und es gibt die ganz kleine Midline, zum Beispiel beim 1,5 mm großen Embryo am 15. Tag seiner Entstehung. Was hier noch Primitivstreifen genannt wird, ist ein hochkomplexes System, das in einem vermeintlich wirren Zellhaufen erstmals Orientierung schaffen wird. Und dazwischen gibt es ganz viele, andere Midlines. 

Tippt man einmal an der Midline an, eröffnet sich ein riesiges Panoptikum an Informationen.

Würde ich die Resonanz meiner Patient:innen auf eine Midline-Behandlung mit einer Aussage zusammenfassen, so lautete die: ein Gefühl von „coming home“ macht sich breit, Geborgenheit in einer Liebe, die aus dem Nichts zu kommen scheint. Unsere Patient:innen nehmen uns Therapeut:innen dahin mit. Insbesondere Neugeborene, Babys und Kinder, können das manchmal in Sekundenschnelle.